, MBE (* 25. Februar 1943 in Liverpool, England; 29. November 2001 in Los Angeles, Kalifornien) war ein englischer Musiker und Komponist. Bekannt wurde er als Leadgitarrist der Beatles. Er wurde oft als der »stille Beatle« oder auch als der »dritte Beatle« bezeichnet, da er lange Zeit im Schatten von John Lennon und Paul McCartney stand. Durch die Verwendung orientalischer Instrumente und Kompositionen seit Mitte der 1960er Jahre wurde er zu einem der Wegbereiter der Weltmusik. Er hat mit dem Konzert für Bangladesch (1971) Benefizkonzerte in neue Größenordnungen überführt und entfaltete in der westlichen Welt große Wirkung als Türöffner für Meditationstechniken aus Indien. Zudem war er als Produzent einiger Monty-Python-Filme tätig und war Mitglied der erfolgreichen Band Traveling Wilburys.
George Harrison wurde in Wavertree, einem Vorort der nordenglischen Hafenstadt Liverpool, als jüngstes Kind des Busfahrers Harold Harrison (* 1909; 1978) und dessen Frau Louise (geb. French; * 1911; 1970) geboren. In den 1950er Jahren zogen sie in den Stadtteil Speke. Harrison hatte zwei Brüder, Peter (* 1940; 2007)[1] und Harold (* 1934), sowie eine Schwester, Louise (* 1931). Er wuchs in einem harmonischen Elternhaus auf und besuchte dieselbe Grundschule (Dovedale Primary School) wie John Lennon, der allerdings drei Klassen über ihm war. 1954 wechselte Harrison auf das Liverpool Institute, das auch Paul McCartney besuchte. Die beiden lernten sich im Schulbus kennen und freundeten sich an, als sie ihr gemeinsames Interesse für Musik entdeckten.
Seine ersten musikalischen Schritte unternahm Harrison etwa im Alter von 13 Jahren, als er seine erste Gitarre bekam. Ein Freund seines Vaters brachte ihm die Grundlagen des Gitarrenspiels bei. Wie bei vielen Jugendlichen in den 1950er Jahren hinterließ der einsetzende Erfolg der Rock-n-Roll-Musik bei Harrison einen starken Eindruck und weckte in ihm den Wunsch, ebenfalls Rockmusiker zu werden.
Durch Vermittlung seines Freundes Paul McCartney durfte Harrison trotz seines jungen Alters als Mitglied bei den von Lennon gegründeten Quarrymen einsteigen. Damit war der Kern der späteren Beatles beisammen.
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Die amerikanischen Ausgaben der frühen Beatles-Schallplatten sprachen mit ihren Plattenhüllen direkt die Fans an. Harrison wurde auf einer 1964 bei Vee-Jay erschienen LP so beschrieben:
»George spielt die Leadgitarre. Er ist der mit dem ausdruckslosen Gesicht zwischen John und Paul. Er ist außerdem vermutlich der beste Musiker, da er einige Stunden Musikunterricht genommen hat, was ihn zum einzigen Mitglied der Gruppe mit Musikausbildung macht. George ist introvertierter als die anderen, und jemand, der ihn interviewt, bekommt vor allem ja und nein als Antwort, mehr nicht. George ist der Stillste und Jüngste in der Gruppe. Seine Interessen sind breit gestreut. Sein heimlicher Wunsch ist es, ein richtig guter Gitarrist zu werden und eine spanische Gitarre ohne Verstärker zu spielen. Er ist ein Bewunderer des großartigen Gitarristen Andrés Segovia. George war der einzige Beatle, der schon vor deren Tour im Februar in die USA kam, und er hatte die Ehre, bei der Gelegenheit Präsident Kennedy zu treffen. An seinem Aussehen fällt sofort sein schmales Gesicht auf, die hellen haselnussfarbenen Augen, abgeschattet von seinen Haaren mit dem zotteligen Beatles-Schnitt. Er isst am liebsten Lammkoteletts, aber das Essen ist ihm nicht besonders wichtig. Seine Kragenweite ist 14, Brustumfang 38, Hüfte 30 Zoll. Er ist eins von vier Kindern und war in der Schule besser als der Durchschnitt.«
PLATTENTEXT DER 1964 ERSCHIENENEN LP SONGS, PICTURES AND STORIES OF THE FABULOUS BEATLES. VJ 1092
Harrison konvertierte Mitte der 1960er Jahre zum Hinduismus und brachte beeinflusst von Ravi Shankar indische Elemente, insbesondere das Sitar-Spiel, in die Musik der Beatles ein so zu hören in dem Lied Norwegian Wood oder dem von ihm komponierten Within You Without You.
Obwohl die Musik der Beatles von John Lennon und Paul McCartney dominiert wurde, stammen einige sehr erfolgreiche Kompositionen wie beispielsweise While My Guitar Gently Weeps, Something oder Here Comes the Sun von George Harrison.
Im Jahr 1966 heiratete Harrison das Fotomodell Pattie Boyd, nachdem sie sich während der Dreharbeiten zu Yeah Yeah Yeah kennengelernt hatten. Die Ehe wurde 1977 geschieden, nachdem sich Boyd in Eric Clapton verliebt hatte und ihn heiraten wollte.
Als erster der vier Beatles nahm George Harrison 1968 ein Soloalbum auf. Wonderwall Music war die Filmmusik des gleichnamigen Films mit Jane Birkin, erreichte jedoch keine nennenswerten Hitparaden-Positionen. Auch das zweite Soloalbum Electronic Sound war avantgardistisch. Hier experimentierte George Harrison mit einem Moog-Synthesizer.
Nach der Trennung der Beatles hatte Harrison den erfolgreichsten Neubeginn als Solomusiker. Er veröffentlichte 1970 All Things Must Pass, das erste Dreifach-Album in der Popgeschichte. Produzent war Phil Spector, der auch für die Produktion des Albums Let It Be der Beatles verantwortlich gewesen war. All Things Must Pass ist bis heute das erfolgreichste Album eines Ex-Beatles und wurde im Jahr 2001 von George Harrison überarbeitet und wiederveröffentlicht.
Der erfolgreichste Titel seiner Solokarriere war My Sweet Lord, der sich allerdings nachträglich laut Gerichtsurteil als unbewusstes Plagiat des Stückes Hes So Fine von The Chiffons herausstellte, aber gleichzeitig der erste Nummer-1-Hit eines Ex-Beatles war.
1971 organisierte Harrison zusammen mit Ravi Shankar das Konzert für Bangladesch. Neben George Harrison selbst traten unter anderem Ringo Starr, Billy Preston, Eric Clapton und Bob Dylan auf. Als Bühnenmusiker wirkte unter anderem Klaus Voormann mit, ein Freund aus Hamburger Tagen der Beatles. John Lennon sagte seinen Gastauftritt kurzfristig ab.
1973 wurde Give Me Love, Give Me Peace On Earth ein weiterer Nummer-1-Hit. Auch das dazu gehörige Album Living in the Material World erreichte in den USA die Spitze der Hitparade. Weniger erfolgreich waren die Nachfolgealben Dark Horse (1974) und Extra Texture (Read All About It) (1975).
Nach Beendigung der Verträge aus Beatles-Zeiten löste sich George Harrison von der alten Plattenfirma Apple Records, die noch das Greatest-Hits-Album The Best of George Harrison herausbrachte. Seine neue eigene Firma nannte er Dark Horse (»unbeschriebenes Blatt«). Obwohl sein nächstes Album Thirty Three & 1/3 (Umlaufgeschwindigkeit einer Langspielplatte und Harrisons damaliges Alter) gute Kritiken bekam, erreichte es nur mit Mühe die Top Twenty der US-Hitparade. In This Song setzte sich George Harrison ironisch mit den Plagiat-Vorwürfen gegen My Sweet Lord auseinander.
Nach drei Jahren Pause erschien 1979 das Album George Harrison mit der erfolgreichen Single Blow Away. Inzwischen war Harrison mit Olivia Arias verheiratet und hatte einen Sohn, Dhani, bekommen. Sein im Folgejahr produziertes Album Somewhere in England wurde zunächst zurückgehalten. Zum einen hatte er sich mit John Lennon abgesprochen, dass dessen Comeback-Album Double Fantasy zuerst erscheinen sollte. Zum anderen war Warner Bros., die Plattenfirma, der Dark Horse als Label angehörte, mit den Liedern nicht zufrieden und forderte Nachbesserungen.
Mit dem Lied All Those Years Ago (1981), geschrieben im Gedenken an den im Dezember 1980 ermordeten John Lennon, kam es zu einer kleinen Wiedervereinigung: George Harrison, Ringo Starr, Paul und Linda McCartney nahmen den Titel gemeinsam mit dem Produzenten George Martin auf. Er erreichte den zweiten Platz in den USA und erschien auf dem umgestalteten Album Somewhere in England. Als Widmung an John Lennon zitiert Harrison Sri Krishna aus der Bhagavad Gita auf dem Platten-Innencover:
«There was never a time when I did not exist, nor you. Nor will there be any future when we cease to be. J. O. L. 19401980
In dem Lied Blood from a Clone setzte sich Harrison kritisch mit der Musikindustrie auseinander. Sein folgendes Album Gone Troppo (1982) erschien fast unbemerkt und erreichte keine nennenswerten Hitparaden-Positionen. Bekannt wurde nur der Titel Dream Away als Titelstück des Films Time Bandits. Danach zog sich George Harrison fast ganz aus der Musikszene zurück.
1987 gelang George Harrison ein Comeback. Got My Mind Set on You wurde Nummer 1 in den USA, das Album Cloud Nine erreichte hohe Verkaufszahlen. Produziert wurde das Album von Jeff Lynne, dessen musikalischer Einfluss deutlich zu erkennen ist. Auf der zweiten Auskopplung When We Was Fab spielt George Harrison erneut auf die Beatles-Vergangenheit an. Im dazugehörigen Musikvideo trägt Harrison seine alte Sgt. Peppers-Uniform und wird von Ringo Starr und dem Walross (einer Figur aus dem Beatles-Lied I Am the Walrus) begleitet.
Zwischen 1988 und 1990 war George Harrison Mitglied der Gruppe Traveling Wilburys, die zwei Alben veröffentlichte: Traveling Wilburys Vol. 1 (1988) und Traveling Wilburys Vol. 3 (1990). Weitere Mitglieder waren Bob Dylan, Jeff Lynne, Tom Petty und Roy Orbison. Harrisons zweite Best of-Zusammenstellung Best of Dark Horse 19761989 (1989) blieb jedoch wie die neue Single Cheer Down unbeachtet. Auch Live in Japan mit Eric Clapton (1992) wurde kein großer Erfolg. George Harrison schränkte seine musikalischen Aktivitäten auf Beiträge für andere Musiker ein.
Kurz nach Harrisons Tod erschien im Januar 2002 noch einmal My Sweet Lord als Single. Sie erreichte erneut den ersten Platz der Hitparade in Großbritannien. Im selben Jahr erschien postum das letzte Studioalbum Brainwashed. Produziert und fertiggestellt wurde es von Jeff Lynne und Harrisons Sohn Dhani. Das darauf enthaltene Instrumentalstück Marwa Blues gewann 2004 einen Grammy.
Nach Angaben des US-Wirtschaftsmagazins Forbes betrugen die Einkünfte der Erben George Harrisons aus Werbung, Lizenzen und Plattenverkäufen in der Zeit von Oktober 2006 bis Oktober 2007 insgesamt 15,4 Mio. Euro.
Im September 2007 wurde bekannt, dass Regisseur und Oscar-Preisträger Martin Scorsese eine Dokumentation über George Harrison plant.[2] Im Dezember 2011 wurde die Dokumentation George Harrison: Living in the Material World auf DVD/Blu-ray veröffentlicht.
Am 30. Dezember 1999 wurde Harrison in Friar Park, seinem Herrenhaus in Henley-on-Thames, von einem geistig Verwirrten niedergestochen und schwer verletzt. Das Einschreiten seiner Frau Olivia rettete ihm das Leben. Es gelang ihr, den Angreifer zu überwältigen, indem sie ihn in Notwehr mit einem Schürhaken niederschlug.
Bereits 1997 war bei George Harrison Krebs diagnostiziert worden; am 29. November 2001 starb Harrison im Alter von 58 Jahren in Los Angeles. Als Todesursache wurde Lungenkrebs angegeben, der durch Metastasen auch das Gehirn in Mitleidenschaft gezogen hatte. Harrison war starker Raucher.
Harrison wurde seinem Glauben gemäß in einem Pappsarg liegend eingeäschert. Entgegen landläufiger Auffassung wurde seine Asche allerdings nicht wie bereits kurz nach seinem Tod behauptet wurde in den (den Hindus heiligen) Fluss Ganges gestreut. Der Verbleib seiner sterblichen Überreste ist der Öffentlichkeit unbekannt.
Am 15. März 2004 wurde Harrison in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen. Am 14. April 2009 wurde er postum auf dem Hollywood Walk of Fame mit einem Stern in der Kategorie Musik (bei 1750 Vine Street) geehrt; an der Zeremonie nahmen seine Witwe Olivia, sein Sohn Dhani und Paul McCartney teil.